Wohnbaugenossenschaften auch bei erneuerbarer Energieversorgung wegweisend

Seit dem 1. September 2022 ist im Kanton Zürich das neue Energiegesetz in Kraft. Es schreibt unter anderem vor, dass bei Heizersatz künftig auf CO2-freie Energieträger gesetzt werden muss. Ausserdem müssen Neubauten einen Teil der benötigten Energie selbst produzieren. Für viele Wohnbaugenossenschaften sind diese Anforderungen eine Selbstverständlichkeit. Sie sind Vorreiter beim Einsatz erneuerbarer Energie. Dies belegen auch die jüngst für die neue Branchenstatistik erhobenen Zahlen.

Regelmässig erhebt und publiziert Wohnbaugenossenschaften Zürich Zahlen zum gemeinnützigen Wohnungsbau. Um ein besseres Bild von der Energieversorgung zu bekommen, wurde der Fragenkatalog in diesem Jahr für den Energiebereich erweitert. Die nun vorliegende Auswertung zeigt durchwegs erfreuliche Resultate.

Schon viele fossile Heizungen durch CO2-freie ersetzt
Die gemeinnützigen Wohnbauträger haben bereits lange vor der Gesetzgebung Massnahmen zur Umstellung auf umweltfreundliche Energieträger ergriffen. Und sind heute bereits auf halbem Weg zur CO2-Neutralität – zumindest im Bereich Heizen – und damit im Vergleich zum Gesamtbestand aller Wohngebäude der Stadt Zürich deutlich weiter. Zwar haben alle Eigentümer seit dem letzten Energiebericht einen grossen Schritt weg von den fossilen Heizungen gemacht. Denn vor allem die Neubauten der letzten Jahre verbessern die Gesamtbilanz. So werden die ab 2010 erstellten Wohnungen zu 87 % erneuerbar beheizt. Dennoch weist der Energiemix der Stadt Zürich – im Vergleich zu den gemeinnützigen Bauträgern – im Wohnungsbestand noch einen deutlich höheren Anteil an mit Öl oder Gas beheizten Wohnliegenschaften aus. Werden die Wohngebäude in Zürich 2022 insgesamt noch zu 73 % fossil beheizt, sind es – gemäss Branchenstatistik 2021 von Wohnbaugenossenschaften Zürich – bei den gemeinnützigen Wohnbauträgern nur noch 48 % der Wohnungen.

Erste Erkenntnisse aus der Branchenstatistik
An der Erhebung zur aktuellen Branchenstatistik (Geschäftsjahr 2021) haben 47 gemeinnützige Bauträger mit Sitz in der Stadt Zürich und insgesamt 44 421 Wohnungen, davon 34 463 auf Stadtgebiet, teilgenommen. Nebst der gegenüber dem Wohn-Gesamtbestand deutlich besseren Bilanz punkto Erneuerbaren zeigen die Antworten noch andere erfreuliche Resultate. Mehr als zwei Drittel der befragten Wohnbaugenossenschaften geben an, dass sie bei Wohnungen im Bestand über die ge-setzlichen Vorgaben hinaus Energiesparmassnahmen ergreifen: 30 von 47 gemeinnützige Bauträger vermindern durch bauliche Massnahmen – Einbau dreifach verglaster Fenster, Dämmungen und anderem mehr – den Energieverbrauch im Betrieb. 32 Genossenschaften sensibilisieren ihre Bewohnenden für das Thema Energiesparen und 20 Genossenschaften schaffen bereits Anreize zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs, etwa durch ein Carsharing-Angebot oder den Abbau von Autoparkplätzen zugunsten von mehr Veloabstellplätzen. Auch die Resultate in der Solarstromproduktion lassen sich sehen.

Solarstromproduktion auf dem Vormarsch
Die Branchenstatistik 2021 umfasst 543 kleinere bis grosse Siedlungen in der Stadt Zürich. Gemäss der aktuellen Erhebung der Zahlen für die Branchenstatistik sind die Dächer von 100 Siedlungen oder 18 % Fotovoltaikanlagen installiert. Laut Angaben der teilnehmenden Genossenschaften summiert sich die installierte Fläche auf eine Jahresleistung von 76 000 000 kWh. Die Wohnbaugenossenschaften sind also auch hier auf dem richtigen Weg, haben aber noch grosses Ausbaupotenzial.

Nachhaltige Gesamtlösungen gesucht
Immer mehr Wärmepumpen (13,6 %) und Heizungen mit Ab- und Fernwärme (31,1 %) lösen fossile Energieträger ab. Dies hat sicher mit dem nach wie vor auch bei den Genossenschaften intensiven Erneuerungsprozess zu tun.
Aus Gesprächen mit Wohnbaugenossenschaften geht hervor, dass bei der Erneuerung nachhaltige Gesamtlösungen – kombinierte Solarstrom-Solarwärme-Erdwärme-Installationen – geplant und umgesetzt werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Solarstrom kann im Sommer zur Kühlung eingesetzt und die Solarwärme in den Boden geführt werden. Letzteres führt dazu, dass im Winter der regenerierte Grund umso effizienter für die Gewinnung von Erdwärme genutzt werden kann und der Untergrund eine – über das Jahr gesehen – gleichbleibende Temperatur aufweist.

Dort, wo keine Bohrungen für Erdsonden erlaubt sind, müssen Wohnbaugenossenschaften andere Lösungen finden. Dabei sind Anschlüsse an die zurzeit im Ausbau bzw. in Planung befindlichen Fernwärmenetze – gespiesen beispielsweise durch die Abwärme der Kehrichtverbrennung Hagenholz oder der Kläranlage Werdhölzli – sicher eine wichtige Option. Und in zahlreichen Gemeinden im Kanton Zürich entstehen verschiedene Projekte für Fernwärmenetze, gespeist aus See- oder Grundwasser oder Holz-Heizkraftwerken. Ausserdem wird die Wärmekapazität der Kehrichtverbrennungsanlage in Hinwil demnächst verdoppelt, jene in Dietikon ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft und die KVA Horgen darf sich zurzeit noch Hoffnungen auf einen Weiterbetrieb machen.

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