Nach rund sechs Jahren Bauzeit wurde im Mai 2025 die Einhausung in Schwamendingen und damit der fast ein Kilometer lange Überlandpark für die Öffentlichkeit freigegeben. Vom Bau betroffen waren mehrere Wohnbaugenossenschaften, die teilweise Liegenschaften abbrechen mussten, um Platz für die Sekundärbaustelle zu schaffen oder deren Liegenschaften nun an eine sieben bis acht Meter hohe und 950 Meter lange Wand angrenzen.

Den Wohnbaugenossenschaften gehören nahezu 50 % (oder rund 7900) aller Wohnungen im Stadtkreis 12. Entsprechend gross war ihre Motivation, als IG Pro Züri 12 geschlossen Einfluss auf das Projekt zu nehmen und ihre eigenen Planungen darauf abzustimmen.
Die Gebietsentwicklung ist ihnen auch bei den weiteren Schritten ein Anliegen, um die Gentrifizierung des Quartiers zu vermeiden und die soziale Durchmischung zu erhalten. Neben der Sozialverträglichkeit verfolgen sie Ansätze wie die nachhaltige Energieversorgung, die Mobilität und damit auch ein künftiges Carsharing, die Angebote im und für das Quartier sowie die Freiräume und das lokale Klima.

Am 29. August 2025 luden nun die IG Pro Züri 12 und Wohnbaugenossenschaften Zürich bei bestem Wetter zur Begehung des Überlandparks – auch um die hier entstehenden Projekte vorzustellen. Insbesondere die Planungen der Wohngenossenschaft ASIG, der Baugenossenschaft Glattal Zürich (BGZ) und der Baugenossenschaft Süd-Ost sind inzwischen weit fortgeschritten und bedürfen nur der Baugenehmigung. Allen drei Projekten gemeinsam sind auch die Verdichtungsbemühungen.

So plant beispielsweise die ASIG bei der Erneuerung ihrer Gründungssiedlung Dreispitz eine Verdoppelung auf 900 Wohnungen. Dies soll in vier Etappen und damit möglichst sozial verträglich geschehen. Bereits seit 2017 findet eine umsichtige Umsiedlung der Bewohnenden statt. In der ersten Etappe, dem Hochhaus Top12, werden rund 250 Wohnungen mit 2,5 bis 6,5 Zimmern entstehen, dazu zwei Gemeinschaftsräume (auch Quartiertreff), vier Gewerberäume, 15 Gästezimmer, Co-Working-Spaces und zahlreiche Flex- und Nebenräume. Zwar musste das Projekt aufgrund von ISOS-Einwänden da und dort – unter anderem durch Verzicht auf Solar-Panels wegen des Ortsbild-Schutzes – angepasst werden. Doch die Verantwortlichen sind zuversichtlich, bis Mitte September vom Amt grünes Licht zu bekommen.
Beim Ersatzneubau-Projekt «Kranich» wartet die BGZ noch auf den definitiven Bauentscheid. ISOS spielt hier keine verzögernde Rolle. Allerdings wartet man auch hier. So war bei der Besichtigung – vielleicht im Scherz – die Rede von Gebäude-Brütern, die noch nicht ausgeflogen und von Igeln, die noch nicht in ihr Winterquartier gezogen sind. Doch schon bald werden die insgesamt 101 vorwiegend kleinen, alten Wohnungen durch 158 neue ersetzt. Die BGZ trägt dabei der sich verändernden Demographie – in Zürich sind es inzwischen 75 % Ein- und Zwei-Personen-Haushalte – Rechnung und baut fast zwei Drittel als 1,5- bis 3,5-Zimmer-Wohnungen. Da diese Siedlung auf der Höhe des Pavillons gebaut wird, werden je zwei Wohnzeilen über Brücken in rund acht Metern Höhe sowohl untereinander als auch direkt mit dem Überlandpark verbunden.

Auch beim dritten Projekt, dem Ersatz für die für Einhausungsarbeiten abgebrochenen Liegenschaften der BG Süd-Ost am Tulpenweg ganz am Ende des Überlandparks, übt man sich in Geduld. Zunächst muss das ASTRA nämlich noch den Hang des ehemaligen Schöneich-Portals sichern und einen Zufahrtsweg neu anlegen. Danach wird auch hier neuer, erschwinglicher Wohnraum gebaut: Von den 165 geplanten Wohnungen der ersten Etappe werden mehr als 60 % für eher kleine Haushalte entstehen. Auch soll der «Tulpenpark» – zentral angelegt – dereinst für die Bewohnenden des Quartiers offenstehen.

Auffallend ist, dass das Verhältnis von Velo- zu Autoeinstellplätzen über alle Projekte hinweg 4 zu 1 beträgt, trotz direktem Autobahnanschluss. Dies und Themen wie ISOS und Igel, Gebäudebrüter und andere Hürden sowie die unzähligen Baukräne, die das Panorama in Richtung Oerlikon bereits heute dominieren, gaben Anlass zu angeregten Gesprächen beim anschliessenden Apéro.