Die Tusculum Genossenschaft für Wohnbauförderung hat mithilfe der Vermittlungsleistung des Regionalverbandes Wohnbaugenossenschaften Zürich eine neue Liegenschaft erworben. Seit 2012 war die Genossenschaft auf der Suche nach einem Kaufobjekt. Der lange Atem hat sich gelohnt – mit der Liegenschaft Haslenstrasse 9 in Birmensdorf gewinnt die Tusculum sieben neue Wohnungen zu den bestehenden 18 in Wettswil am Albis. Wir haben mit dem Präsidenten Georg Winterberger gesprochen.
Seit zehn Jahren sind Sie auf der Suche nach einer geeigneten Liegenschaft. Wie hat sich die Kaufoption letztendlich ergeben?
Das stimmt, wir wissen schon sehr lang, dass wir wachsen wollen. Unsere Liegenschaft in Wettswil am Albis ist aus dem Jahr 1972. Es ist unsere einzige Siedlung seit Gründung. Im Vorstand sind wir uns darüber bewusst, dass wir die Weichen für einen langfristigen Erhalt der Genossenschaft jetzt stellen. Mit einer weiteren Liegenschaft ermöglichen wir bauliche Massnahmen am Bestand. Diese sind aktuell nicht geplant. Ohne eine zweite Liegenschaft jedoch würden wir uns im Falle eines Ersatzneubaus am Ende der Lebensdauer unserer bisherigen Liegenschaft sozusagen selbst abschaffen. Die Liegenschaft Haslenstrasse war öffentlich ausgeschrieben. Mit unserem Abonnement «Immobilienakquisition» vom Verband entgehen uns diese interessanten Möglichkeiten nicht. Da wir seit vielen Jahren im Kontakt stehen, kennt das Team uns gut und hat uns die Liegenschaft direkt angeboten. So fing es an.

Die Immobilie wurde durch einen Immobilienvermarkter angeboten. Das Exposé war umfangreich und vielversprechend. Wussten Sie sofort – das es passt?
Irgendwie war schnell klar, dass es ideal ist. Ein Vorstandsmitglied hat sofort gesagt: «Das ist ein sehr schönes Objekt.» Die Liegenschaft ist wirklich in einem sehr guten Zustand, regelmässig wurde investiert und die Anlage so modern und zukunftsfähig gehalten. Die Art und Weise der Bewirtschaftung hat uns sehr an uns selbst erinnert. Die Nähe zu unseren Werten war auffallend und das hat den Wunsch, das Objekt auch wirklich zu erhalten, natürlich verstärkt.
Gab es Mitbewerber im Verkaufsprozess?
Ich gehe stark davon aus.
Wodurch konnten Sie punkten?
Wir haben damit überzeugt, dass wir eine Genossenschaft sind. Wir hatten die Möglichkeit und auch die Aufgabe das zu erklären. Denn sowohl bei der Vermittlungsagentur als auch beim Verkäufer war das Prinzip einer Genossenschaft nicht vollständig hinterlegt. Es war sehr gut, dass ich dem privaten Verkäufer dies im persönlichen Gespräch erklären und uns als Genossenschaft, wie wir funktionieren und unsere Liegenschaft verwalten, vorstellen konnte. Privatvermieter tragen eine hohe Verantwortung. Es geht um Immobilien, die seit mehreren Generationen im Besitz der Familie sind. Wer mit Mass, Weitsicht und nah an den Menschen vermietet, agiert bereits stark wie ein gemeinnütziger Wohnbauträger. Solche privaten Vermieter:innen können ihre Liegenschaft eigentlich nur an einen gemeinnützigen Bauträger verkaufen. Zudem bleibt die Liegenschaft für Familienangehörige, die in dieser selbst wohnen, durch die Genossenschaftsanteile ein stückweit weiter in Familienbesitz.
Was ändert sich für die Bewohnenden und für Ihre Genossenschaft?
Für die Bewohnenden ändert sich nicht so viel. Die Kontoverbindung für die Miete (lacht). Über die Hälfte hat sich bereits entschieden Mitglied in unserer Genossenschaft zu werden. Das freut uns sehr. Sie gewinnen die Möglichkeit der Mitbestimmung. Es bleibt den Bewohnenden allerdings freigestellt. Es muss niemand ausziehen, der kein Mitglied werden will. Die Bewohnerschaft funktioniert untereinander sehr gut. Die Dienstleister für die Reinigung und den Hauswartservice übernehmen wir, so bleiben bekannte Strukturen und Gesichter erhalten. Eine moderate Mietanpassung gibt es für einige Mieter:innen.
Bei uns verändert sich vor allem die operative Arbeit. Für unsere bisherigen Mitglieder verändert sich ausser der Stimmgewichtung an der GV nichts, das hatten wir versprochen und das halten wir. Der Kauf wird sie nicht belasten. Vielleicht gewinnen wir neue Vorstandmitglieder aus der Haslenstrasse – das würde ich begrüssen.

Gab es Stimmen gegen den Kauf?
Wir suchen seit über zehn Jahren eine Liegenschaft. Wir hatten also ausreichend Zeit uns gemeinsam darüber auszutauschen, wie wir das am besten bewerkstelligen. Das Argument der ersten Stunde war: wir bieten noch mehr Menschen die Möglichkeit in einer Genossenschaft zu wohnen. Das ist das Ziel.
Welche Tipps geben Sie anderen gemeinnützigen Wohnbauträgern?
Ich empfehle dranzubleiben, nicht aufzuhören und sich gleichzeitig auch nicht aufzureiben, wenn es über längere Zeit nicht klappt. Wer wachsen will, kann wachsen. Es braucht sicher Ausdauer. Das Abonnement «Immobilienakquisition» haben wir nie in Frage gestellt, wenngleich man nach den ersten fünf Jahren sicher Phasen der Enttäuschung hatte. Wir haben viel angesehen, sehr viel und mussten sehr schöne und passende Liegenschaften loslassen. Der Preis muss eben auch stimmen. Relevant für uns waren die Analysen des Verbands. Neben dem Dossier war es notwendig, dass wir die Liegenschaft aus einer vertrauensvollen Quelle auf Herz und Nieren prüfen lassen. Der Verband versteht uns als Genossenschaft, errechnet uns die Daten, die uns wirklich helfen und steht für Nachfragen immer zur Verfügung. Selbst in der Finanzierung und rechtlichen Prüfung war das Team beim Regionalverband unsere Schnittstelle zum Team des Dachverbandes. Das Haus des Wohnens in Zürich funktioniert. Das ist wertvoll für uns.
Haben Sie schon weitere Pläne?
Im Moment sind wir im Vorstand alle sehr gut beschäftigt mit der Neuorganisation unserer zweiten Liegenschaft. Wir haben einen starken, gut funktionierenden Vorstand, der die operativen Aufgaben in Eigenleistung übernimmt. Übrigens ist das auch dem guten Weiterbildungsangebot des Verbands zu verdanken – unsere Vorstände konnten sich alle über die Jahre professionalisieren. Wir schliessen weiteres Wachstum nicht aus und vertrauen dem Service des Verbands Land und Liegenschaften zu vermitteln. Jetzt konnten wir einmal erleben, dass es geht, das wir Kaufen können.