Rückblick auf die Besichtigung des Glasi-Quartiers, des neuen Stadtteils in Bülach Nord

Als die Vetropack AG 2002 ihre Produktion in Bülach einstellte, standen mit einem Mal 40 Hektaren Land direkt beim Bahnhof Bülach für andere Zwecke zur Verfügung. Rund 20 Jahre später stehen die Arbeiten am neuen Stadtteil Bülach Nord, dem Glasi-Quartier, kurz vor dem Abschluss. Statt der von Bülach festgelegten 15 % Mindestanteil an günstigen Wohnungen sind es nun 63 % geworden. Dies nahmen die gemeinnützige Logis Suisse AG, die Baugenossenschaft Glattal Zürich (BGZ) und Wohnbaugenossenschaften Zürich zum Anlass, am 2. September 2022 Interessierte zu einer Besichtigung einzuladen.

Am Tag der Besichtigung präsentierte sich das 40 Hektaren grosse Geviert noch als Baustelle. Überall wurde fieberhaft gearbeitet. Einzelne Bereiche waren noch durch Bauzäune abgesperrt, erste Liegenschaften wurden aber bereits bezogen. Die zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher, die der Einladung der Baugenossenschaft Glattal und der Logis Suisse gefolgt waren, wirkten beeindruckt von der Dichte, in der hier gebaut wurde, aber auch von der Diversität der 16 Gebäude. Aber anders als beispielsweise bei der Realisation von mehr als wohnen, bei der verschiedene Architekturbüros mitwirkten, wurde hier nur ein Büro mit dem Auftrag betraut: Wie Thomas Hauser, Projektleiter für das Glasi-Areal bei Duplex Architekten, ausführte, wurden, um Homogenität in der Verschiedenheit zu erreichen, vier Teams gebildet, die – ausgehend von vier Plätzen – die einzelnen Gebäude entwarfen. Und tatsächlich gleichen sich die in ihren Grundrissen völlig unterschiedlichen Gebäude bei den zugewandten Fassaden jeweils an. Dies war – so der Architekt – notwendig, um Orientierung und Ruhe in das dicht bebaute neue Quartier zu bringen.

Apropos Dichte: Die gemeinnützigen Bauträger haben sich zum Ziel gesetzt, nicht nur möglichst viel Wohnraum – immerhin werden bald 10 % der Bevölkerung von Bülach hier wohnen – zur Verfügung zu stellen, sondern auch den Grundstein für ein gutes gemeinschaftliches Zusammenleben zu legen. Mit einem guten Dutzend Willkommenspéros und Infoabenden von August bis November und Nachfolgeveranstaltungen im Januar 2023 soll der Aufbau aktiver Quartiergruppen gefördert werden. Und auch das gemeinsam unterhaltene Quartierbüro als Anlaufstelle wird dazu beitragen, dass sich die Menschen gut einleben.

Vorgeschichte zusammengefasst
Nachdem die Vetropack AG als Nachfolgefirma der Glashütte Bülach im Jahr 2002 die über 100-jährige Produktion eingestellt hatte, stand ein verkehrsgünstig gelegenes Areal am Bahnhof Bülach zur Verfügung. Mittels Testplanung und öffentlichem Gestaltungsplan (GP) «Bülach Nord» (festgesetzt 2015) wurden daraufhin die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen für die Umwandlung des Industrielandes in ein neues, dichtes und gemischt genutztes Quartier. Der Gestaltungsplan forderte eine sehr hohe Bebauungsdichte mit 80 % Wohnen und 20 % Gewerbe für das Areal – darunter ein Mindestanteil von 15 % preisgünstigen Wohnungen. Von diesem Nutzungsmix versprach sich der Stadtrat einen funktionierenden Stadtteil mit etwa 2000 Bewohnenden und 1800 Arbeitsplätzen.

Der Bereich Immobilienentwicklung & Akquisition von Wohnbaugenossenschaften Zürich bemühte sich schon sehr früh um das Areal. Mit der Steiner AG konnte ein Entwicklungspartner gefunden werden, welcher bereit war, die Nichtwohnnutzung zu realisieren.
Wohnbaugenossenschaften Zürich und die Steiner AG erarbeiteten daraufhin ein Geschäftsmodell mit klarer Rollenteilung: Die Steiner AG sollte das Gesamtprojekt entwickeln, den Bau als TU realisieren und die Verantwortung für die Gewerbeflächen übernehmen. Den gemeinnützigen Bauträgern oblagen der Landerwerb und die konzeptionelle Mitentwicklung der Mietwohnungen.
Wohnbaugenossenschaften Zürich und die Steiner AG einigten sich auf Baupreise und -qualität und verhandelten mit der Vetropack AG den Landkaufvertrag treuhänderisch. Parallel dazu erfolgte die Suche nach geeigneten gemeinnützigen Entwicklungspartnern, welche sich aufgrund der Grösse des Projekts und des Bewilligungsrisikos des Gestaltungsplans als anspruchsvoll herausstellte. Schlussendlich konnten mit der Baugenossenschaft Glattal Zürich (BGZ) und der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Logis Suisse AG zwei Entwicklungspartner gefunden werden, welche 2012 in die Verträge eintraten. In kooperativer Planung der drei Entwicklungspartner entsteht seit Frühling 2019 ein neues Stadtquartier.

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